Friday, July 15, 2011

GreenBkk.com Formula 1 | "Der Sebastian ist klar auf WM-Kurs"

"Der Sebastian ist klar auf WM-Kurs"

Lauda von Vettels Sieg überzeugt

Montag, 11. Juli 2011


Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel liegt zur Saisonhalbzeit schon uneinholbar vorn, das findet zumindest Rennsportlegende Niki Lauda. Im Gespräch mit n-tv.de verrät der dreimalige Champion, warum die Saison trotzdem keinesfalls langweilig ist, ob Lewis Hamilton bald Vettels Teamkollege wird - und was es mit der "größten Farce, die je gemacht wurde" auf sich hat.

n-tv.de: Fernando Alonso im Ferrari hat den Großen Preis von Großbritannien in Silverstone vor Sebastian Vettel gewonnen. Wird es jetzt nochmal spannend in der Formel 1?

Niki Lauda: Man muss die Kirche im Dorf lassen. Es ist doch logisch, dass die Performance, die Red Bull und Sebastian Vettel bis jetzt hingelegt haben, nicht immer so weitergehen kann. Die Red Bulls sind technisch überlegen und alle anderen bauen wie wahnsinnig neue Teile, um diesen Rückstand wettzumachen. Ferrari ist da momentan am weitesten. Sie haben aber auch schon in den zwei Rennen zuvor gezeigt, dass sie bei starker Beanspruchung weniger Reifenverschleiß haben als andere Teams. Genau das ist auch beim Rennen am Sonntag eingetreten

Führt die WM zur Halbzeit der Formel-1-Saison klar an: Weltmeister Sebastian Vettel im Red Bull.
(Foto: dpa)

Wäre Sebastian Vettel noch einmal rangekommen, wenn er nicht so lange hinter Lewis Hamilton festgehangen hätte?

Alonso hätte auf jeden Fall gewonnen, weil er am Schluss mit den harten Reifen die schnellsten Rundenzeiten hingelegt hat und den anderen fast 20 Sekunden weggefahren ist. Alle Teams wussten, dass die Ferraris in der Renn-Performance zuletzt sehr gut waren. Trotzdem ist auch Vettels zweiter Platz wie ein Sieg, weil er seine WM-Führung weiter ausgebaut hat. Aus Sicht von Vettel und Red Bull war es ein perfektes Rennen.

Trotz des Malheurs beim Boxen-Stopp?

Der Fehler war ja nur, dass ein Wagenheber gebrochen ist. Das kann immer passieren. Vettel braucht einfach nur so weiter zu fahren wie bisher.

Ferrari hat aufgeholt. Sind sie nun die schärfsten Konkurrenten von Red Bull, oder können sich die Österreicher nur noch selber schlagen?

Ferrari ist auf gewissen Strecken, in Silverstone zum Beispiel, gut unterwegs gewesen. Wer enttäuscht hat, waren die McLarens. Aber in Silverstone war das Bild im Training durch die unterschiedlichen Wetterbedingungen auch leicht verzerrt. Nichtsdestotrotz war der Ferrari in Silverstone besser als Vettel und Red Bull.

Wer ist Vettels größter Konkurrent?

Niemand, wenn er so weiterfährt. Der Sebastian ist klar auf WM-Kurs – und mehr braucht man nicht zu erwarten.

"So was Absurdes habe ich überhaupt noch nie gesehen", sagt Niki Lauda über das Vorgehen des Motorsport-Weltverbandes beim Thema Zwischengas.
(Foto: REUTERS)

Und wenn nun noch der Team-Zoff mit Webber, der in Silverstone die Stallorder ignoriert hat, dazukommt?

Der wird nicht dazukommen. Webber hat ja am Ende auch nicht mehr attackiert.

Und die Gerüchte, dass Lewis Hamilton zu Red Bull wechselt? Webbers Vertrag ist noch nicht verlängert worden …

Das ist alles falsch. Das sind alles nur Internet-Blasen, die nichts mit der Realität zu tun haben. Das wurde ja auch alles schon von McLaren, Hamilton und Red Bull dementiert.

Für Aufregung sorgte an diesem Rennwochenende vor allem das Thema Zwischengas. Wie bewerten Sie die kurzfristige Reglement-Änderung durch den Automobil-Weltverband FIA?

Das ist die größte Farce, die je gemacht wurde. Warum mitten im Jahr das Reglement ändern? Das macht man normalerweise am Ende des Jahres, auch wenn unbestritten ist, dass die Teams das Reglement gewissermaßen gebogen haben und nah an die Grenze des Erlaubten gegangen sind. Rechtlich war das Vorgehen der FIA zwar in Ordnung. Aber das Wichtigste ist doch, dass überhaupt niemand protestiert hatte, sondern dass das Zwischengas stillschweigend bei allen Teams akzeptiert war. Und plötzlich kommen die FIA und Formel-1-Renndirektor Charlie Whiting auf die Idee, dass das jetzt mitten in der Saison geändert werden muss. Das verstehe ich persönlich überhaupt nicht.

Zumal man auch schnell festgestellt hat, dass die Motoren einiger Teams bei einem vollständigen Verbot des Zwischengases nicht mehr konkurrenzfähig sind …

Genau. Und die Konsequenz war, dass man ein ganzes Wochenende rumgestritten hat. In jedem Training hatten die Teams verschiedene Einstellungsmöglichkeiten. So was Absurdes habe ich überhaupt noch nie gesehen. Und dann wurde von Sauber auch noch die Rückkehr zu den Regeln von Valencia abgelehnt, die vorsahen, dass über das gesamte Rennwochenende mit derselben Einstellung gefahren werden muss. Zum Glück hat man sich gestern Abend doch noch da drauf geeinigt. Ich hoffe sehr, dass diese Absurditäten damit jetzt auch aufhören und wir und die Zuschauer ab dem Rennen am Nürburgring in zwei Wochen wieder wissen, was das Reglement erlaubt und was nicht.

Was war der Grund für das Vorgehen der FIA? Sollte Vettel künstlich gebremst werden, um die Formel 1 noch einmal spannend zu machen?

Wenn das so wäre, wäre das die größte Frechheit. Du kannst nicht jemanden bestrafen, nur weil er besser ist.

Die Hälfte der Saison ist vorbei - wie fällt ihr Zwischenfazit aus?

Trotz der großen Dominanz von Vettel und Red Bull ist jedes Rennen spannend und man kann sich jeden Grand Prix anschauen.

Rekordweltmeister Michael Schumacher tritt derzeit hauptsächlich durch Fahrfehler in Erscheinung. Wie erklären Sie sich das?

Das kann passieren. Vielleicht ist er übermotiviert. Was ich nicht verstehe, ist, dass er für seinen Patzer keine Durchfahrts-, sondern eine Stop-and-Go-Strafe bekommen hat. Da sollten die Renn-Stewards nicht so kleinlich sein.

Letzte Frage: Wer wird Weltmeister?

Vettel!

Mit Niki Lauda sprach Johannes Süßmann

Credit: n-tv (www.n-tv.de)

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